Von dem verstossenen kleinen Mädchen Norma Jean zum Sexsymbole Marilyn Monroe. Die Gesichte der zu früh verstorbenen Hollywood Diva liest sich fast wie ein Krimi, aber es war ein wahres Leben es war ihres. Aus einer seit Jugentagen bestehenden Obsession entwickelte Gavin Bryars in Zusammenarbeit mit der Librettistin Marilyn Bowering die Kammeroper „Marilyn Forever“, welche am 13.September 2013 in Kanada ihre Uraufführung. Diese eher untypische Oper mit jazzigen Einflüssen fand nun seinen Weg in die Volksoper genauer gesagt in das Kasino am Schwarzenbergplatz.
Bryars und Bowering zauberten ein Portrait Monroes, dass nicht das berühmte Hollywood Sexsymbole zeigt, sondern Norma Jean Baker, ein verletzliches und von Selbstzweifeln geplaktes kleines Mädchen, dass sich hinter der aufgedrängten Kunstfigur vor der Außenwelt versteckt.
Die Oper selbst beginnt und endet mit dem, bis heute rätselhaften, Tod von Marilyn in der Nacht von 4. auf 5.August 1962.
Wir begeben uns auf eine Reise durch die Vergangenheit und sehen die wichtigsten Lebenspfeiler Monroe’s. Zu Beginn begegnen wir auf einem Filmset einer Marilyn die sich in ihrer Erinnerung verliert, an glückliche Tage in ihrer Kindheit. Sie beschreibt wie sie sich, auf Anraten von Talentsuchern, von Norma Jean Baker in die Kunstfigur Marilyn Monroe verwandelt hat. Sie zeigt sich mit weißblondem Haar und einem aufgesezten sexy Lächeln den Kameras, denn durch die Objektive der Fotografen bekommt sie das Gefühl von allen Männern begehrt zu werden. In ihrem Inneren ist da aber noch immer die verunsicherte Norma, die einfach nur geliebt werden will. Am Anfang ihrer Karriere wird sie von der Filmindustrie nicht ernst genommen, die einen finden sie zu blond, die anderen erklären sie für dumm. Um einen Fuß in Hollywood zu fassen nimmt sie, trotz Widerwillen, das ein oder andere unmoralische Angebot der Produzenten an. Doch das Filmgeschäft in Hollywood ist kein leichtes Pflaster und hat mehr und mehr negativen Auswirkungen auf ihr Leben. Von Drogen, über Alkohol, bis zum Verlust ihrer Persönlichkeit… alles führt dazu, dass sie sich immer mehr in der Kunstfigur Marilyn verliert. Ihr immer größer werdender Ruf als Sexsymbole lässt ihre Ehe mit Joe DiMaggio scheitern. Seine Eifersucht und körperliche Gewalt ihr gegenüber, endet in der Entscheidung, dass er sie ziehen lassen muss. Arthur Miller scheint endlich wieder ein Lichtblick in ihrem tristen Leben zu sein, sie scheint glücklich und wünscht sich eine Familie. Sie wird mehrmals schwanger, doch sie verliert die Kinder, die Liebe zerbricht und sie fällt in alte Muster zurück. Mehr und mehr fühlt sie die Präsenz eines schwarzen Engels. Ihre Vergangeheit lässt sie nicht los, immer wieder kreisen ihre Gedanken um ihre Mutter, mit der Frage warum sie, sie nie geliebt hat. Sie wirkt am Ende ihrer Kräfte, trotzdem zieht sie das Scheinwerferlicht wie eine Sucht an, sie fühlt sich gleichermaßen geliebt und verachtet von der Öffentlichkeit. Das berühmte Geburtstagsständchen an John F. Kennedy entstand in dieser Zeit. Unter dem Einfluss von Dr. Greensons baut sie sich ein neues Leben auf. Sie kauft ein Haus im spanischen Stil und eine beauftragte Haushälterin bestimmt ihren Tablettenkonsum. Der Neustart soll ihr aber nicht gelingen. In einer verhängnisvollen Nacht dringen, mit Hilfe der Haushälterin, fremde Männer in Marilyns Haus ein und zerstören ihre Seele endgültig, in dem sie sich ihr ungewollt körperlich nähern. Wieder befinden wir uns am selben Filmset wie am Anfang. – Die Kunstfigur Marilyn ist Tod… Norma Jean ist endgültig zerbrochen, aber auch befreit.- Niemand wollte ihren Schmerz sehen, ihren Schrei nach Liebe hören, ihr die Geborgenheit geben, nach der sie sich so sehr sehnte und niemand wollte die wahre Person hinter der Maske sehen…
* You know, most people really don’t know me… – Marilyn Monroe
Rebecca Nelson zeigt mit ihrer wunderbaren und gefühlvollen Stimme die zerbrechliche Seite des Filmstars und ihrer ewige Suche nach Liebe und Geborgenheit, aber es gelingt ihr auch die starke Frau überzeugend darzustellen. Man hat nicht das Gefühl das Rebecca gerade eine Rolle spielt, im Gegenteil von Kopf bis Fuß ist es Marilyn die vor einem steht.
Morten Frank Larsen schlüpft gleich in mehrere Rollen. Vom Regisseur, zu einem fragwürdigen Produzenten, über Joe DiMaggio bis hin zu Arthur Miller. Jede Rolle stellt er so glaubwürdig dar, dass man nicht das Gefühl hat, dass sie von ein und der selber Person gespielt wird.
Philipp Fichtner, Stefan Himsl, Lukas Karzel, Max Montocchio, Martin Schlatte, Michael Tauer, Christian Tomsits, aus dem Jugendchor der Volksoper stellen gekonnt gesanglich und tänzerisch Fotografen, aber auch die vielen Männer die Marilyn begehrten und als Sexsymbole verehrten dar.
Lea Gobetzky aus der Kinderkomparserie der Wiener Volksoper verkörpert zwar stumm das liebliche und zerbrechliche Kind Norma Jean, aber das sehr überzeugend rein durch ihre Mimik.
Marilyn Forever ist ein wirklich gelungene Oper, die sein Publikum in einer leicht bedrückenden, nachdenklichen, aber auch begeisterten Stimmung zurück lässt. Man kann förmlich in der Luft spüren, wie jeder einzelne über das gesehen nachdenkt. Es ist jedem von uns bewusst, aber keiner will sich wirklich damit auseinander sezten, mit der Scheinwelt die Hollywood durch seine Filme aufbaut. Hinter verschlossenen Türen besteht aber ein unglaublicher Erfolgsdruck, der „über Leichen geht“. Die Gesichte von Marilyn Monroe, aber auch von vielen anderen zeigt uns … es ist nicht alles Gold was glänzt….