Zum 25-jährigen Jubiläum der Raimundspiele Gutenstein stand Ferdinand Raimunds „Der Verschwender“ dieses Jahr auf dem Programm. Entstaubter und moderner, aber immer noch ein Zaubermärchen.
Die Geschichte um den Verschwender ist schnell erzählt, Flottwell erbt ein großes Vermögen, welches er mit vollen Händen unter die Leute bringt, aber keineswegs im Eigennutzen, er möchte das es auch den Leuten um ihn herum gut geht und so verschenkt er immer wieder ein Teil seines Erbes. Ein Grund dafür mag sein er ist noch jung, verwaist, unerfahren und denkt, dass in der Oberschicht Freundschaften nur durch Einladungen und Geschenke Bestand haben können. Er möchte nicht alleine sein, von allen akzeptiert und geliebt werden. Er hat keinen Bezug zu Geld und kann damit leider nicht umgehen, er vertraut auch den falschen Leuten wie seinem Kammerdiener Wolf, der seine Naivität und Gutmütigkeit zu seinen Gunsten ausnutzt und ihm nichts Gutes will, sondern nur sein Geld. Die Fee Cheristane hat von der Feenkönigin Illmaha den Auftrag erhalten mit Hilfe der Perlen ihrer Krone auf Erden, würdigen Menschen Wohlstand zu erweisen und Gutes zu tun. Doch wie das Schicksal es so will verliebt sie sich in den siebzehnjährigen Julius Flottwell und verschwendet fast all ihre Perlen für seine Familie, die daraufhin einen unermesslichen Reichtum erfahren. Viele Jahre später verliebt Flottwell sich in Cheristane, doch sie kann nicht bei ihm bleiben, denn ihr bleibt nur noch eine einzige Perle bevor sie diese Welt verlassen muss. Bevor sie für immer geht bittet sie Julius um ein Jahr seines Lebens, welches er ihr ohne nur einen Moment lang darüber nachzudenken zugesteht. Um diese Erde guten Gewissens verlassen zu können, beauftragt sie mit ihrer letzten Perle den Schutzgeist Azur ihn zu beschützen. Ein paar Jahre später verliebt sich Flottwell erneut, in eine junge Frau namens Amalie, sie ist die Tochter des Präsidenten von Klugheim, welcher der jungen Liebe keine Hoffnung schenkt. Denn der Vater möchte sie mit Baron Flitterstein vermählen, doch die junge Liebe findet einen Ausweg und sie brennen gemeinsam durch, sein ganzes Hab und Gut vermacht er Wolf, der es zu gleichen Teilen an seine Bediensteten aufteilen soll, aber der Wolf macht so etwas nicht und behält Geld, Schmuck und Anwesen für sich. 20 Jahre später kehrt Flottwell als gebrochener und verarmter Mann, der Frau und Kind verloren hat, zu seinem Schloss zurück und erfährt, dass sein ehemaliger Kammerdiener nun der Besitzer seines Anwesens ist. Er hat nur eine Bitte ihn zu sprechen, als er ihn erblickt wird ihm sofort bewusst, dass der Reichtum Wolf kein Glück gebracht hat. Das Schicksal ist ein mieser Verräter, er ist alt, krank und alleine. Geld allein macht eben nicht glücklich! Durch Zufall trifft er auf seinen treuen Diener Valentin, der ihn sofort bei sich aufnimmt. Dessen Frau, ebenfalls eine ehemalige Bedienstete, die durch den hinterhältigen Kammerdiener fälschlicherweise eines Diebstahls bezichtigt und dadurch gekündigt wurde, möchte ihn aber nicht in ihrem Haus haben und setzt ihn wieder auf die Straße. Julius sieht keinen Sinn mehr in seinem Leben und möchte den Freitod wählen, doch da taucht plötzlich Azur auf. Dieser erschien ihm viele Male als Bettler und immer gab Flottwell ihm eine milde Gabe und nun konnte Azur ihm einen Teil seines Reichtums zurückgeben. Nun kann Flottwell, den treuen Valentin und seine Familie bei sich aufnehmen. Am Ende erscheint ihm noch ein einmal Cheristane, die ihm ein Wiedersehen im grenzenlosen Reich der Liebe verspricht!
„Wir werden uns gewiß einst wiedersehen
Dort! In der Liebe grenzenlosem Reich,
Wo alle Geister sich begegnen dürfen.“
Martin Bermoser brillierte als der Verschwender Julius Flottwell, sowohl den jungen als auch den ergrauten Julius nahm man ihm mit einer Leichtigkeit ab. Er wirkte wie in seinen 20igern, jung und frisch, sein ganzes Verhalten, wie er sich bewegte, seine Blicke und Schauspiel waren einfach authentisch. Er konnte locker mit seiner jungen Spielpartnerin mithalten, ein Altersunterschied war nicht zu erkennen und die junge Liebe spürbar. Mit dem in die Jahre gekommenen Julius empfand man von der ersten Sekunde an Mitleid, zuerst dieser stolze Mann und plötzlich ein gebrochener Mann der alles verloren hatte. Man merkte sofort, dass er sich mit der Rolle auseinander gesetzt hat und mit einer Leidenschaft ans Werk ging, es ist schön zu sehen, wenn Schauspieler in ihrer Rolle so aufgehen und ihre ganze Liebe und Herzblut hineinstecken. Für mich war sein Flottwell ein absoluter Sympathieträger.
Holger Schober war ein sehr liebeswürdiger, hilfsbereiter und witziger Valentin, das Publikum war begeistert von ihm und auch gesanglich hat er seine Sache sehr gut gemacht. Man kann sehr gut verstehen warum Flottwell so gute Stücke auf ihn hält.
Seine hantige Ehefrau Rosa wurde von Elisa Seydel übernommen. Anfangs möchte sie den ihn notgeratenen Flottwell keines Falls bei sich aufnehmen, aber nach einem ernsten Gespräch mit ihrem Mann öffnet sie ihm doch sein Herz und gewährt ihm Unterschlupf.
Den geldgierigen und geizigen Kammerdiener Wolf spielte Dominik Warta, privat sicher ein lieber Mensch, aber auf der Bühne war er wirklich furchtbar, aber im positiven Sinne, passend zu seiner Rolle. Er versuchte immer wieder das Personal gegen Flottwell aufzubringen und lässt an seinem Herrn kein gutes Haar, wie er ausdrucksvoll mit seiner Mimik und Gestik unterstreicht. Warum Julius ihm blind vertraut ist mir immer noch ein Rätsel. Er ist ein Egoist und seine Mitmenschen kümmern ihn nicht.
Cheristane wurde von Grischka Voss übernommen. Sie gibt sich die Schuld an dem Leid Flottwells hat sie doch Reichtum über ihn gebracht.
Andrea Eckert, die übrigens auch die Intendantin ist, spielte den Bettler und den Schutzgeist Azur. Sowohl sie als auch Cheristane, können nur von Flottwell gesehen werden, für alle Beteiligten bestimmt eine spannende Herausforderung.
Rapahel Nicholas war in mehrere Rollen zu sehen wie Flitterstein, Sockel, Helm und Max, besonders gut hat er mir als Flitterstein gefallen, das doch sehr auffällige Kostüm und die überzuckerte Art wie er sich gegeben hat, war einfach sehr unterhaltsam.
Eduard Wildner erheiterte das Publikum als Chevalier Dumont. Ein Mann im besten Alter, einem französischen Akzent und dem Hang zu Kuriositäten.
Christina Polzer verkörperte Amalie, ein sehr zierliches und liebreizendes Mädchen, die mit der Wahl ihres zukünftigen Gatten, ihren Vater nicht gerade glücklich stimmt. Kaum zu glauben, dass sie erst dieses Jahr ihren Abschluss gemacht hat, von ihr wird man gewiss noch viel hören. Schauspielerisch hat sie eine hervorragende Leistung abgeliefert, man hat mit ihr mitgefiebert und ihr so sehr das ersehnte Glück gegönnt.
Die Söhne von Valentin wurden von Jakob Rathner als Hiesel und Alexander Ansperger als Hansel gespielt, zwei sehr aufgeweckte Kerlchen die sichtlich viel Spaß auf der Bühne hatten.
Hervorheben möchte ich unbedingt, diese 4 Mitwirkenden, die nicht nur mit ihrem Schauspiel überzeugt haben, sondern auch noch durch Doppelbelastung als Band fungiert haben. Michael Pogo Kreiner (Gitarre & Bass), Raphael Nicolas(Harfe, Ziehharmonika, Saxophon und Theremin), Christina Polzer (Vibraphon, Bass & Cajon) und Simon Alois Huber(Gitarre & Cajon).
Ein riesen Dankeschön an das großartige Ensemble der Raimundspiele in Gutenstein, es war ein wundervoller Abend, der berührt hat und uns etwas gelehrt hat.
…denn die Moral von der Geschichte, Geld allein macht nicht glücklich, du kannst noch so viel Reichtum besitzen und trotzdem ein armer Schlucker sein, denn wahre Liebe, Freundschaft, Familie und Geborgenheit kann man sich nicht kaufen!